Vierfleck (Libellula quadrimaculata)

Merkmale

Größe:

Relativ kleine Großlibelle, etwa 40 bis 48 mm lang.

Männchen:

Kräftige Segellibelle mit schwarz-brauner Körperzeichnung. Der braune, zum Ende hin schwarze Hinterleib ist leicht abgeflacht. Namensgebend sind die bräunlichen Flügelverfärbungen am Flügelmal und in der Mitte des Flügelvorderandes am sogenannten Nodus. Sind diese Flecken sehr ausgedehnt, nennt man diese Abweichung von der typischen Färbung ab. praenubila.

Weibchen:

Beide Geschlechter gleichen sich in ihrer Färbung. Allerdings sind die Hinterleibsanhänge der Weibchen kürzer als die der Männchen.

Larve/Exuvie:

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie 21 bis 27 mm. Körper mit breitem, abgeflachten Hinterleib. Fangmaske korbförmig; flach und regelmäßig gezahnt. Gut entwickelte Rückendornen bis Hinterleibsegment acht, Segment neun ohne Rückendorn.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Holarktisch in Europa, Nordasien  und Nordamerika. Fehlt in Nordskandinavien und im Nördlichen Russland. Im Süden bis zur Iberischen Halbinsel, französischen Mittelmeerküste, Mittelitalien und Nordbalkan bis zur nördlichen Schwarzmeerküste. Lokal in Marokko, Südportugal, nördlichem Griechenland und südöstlichen Anatolien.

Deutschland:

Fast flächendeckend sowohl im Flach- als auch im Hügel- und Bergland bis über 1.000 m auf. Gebiete ohne Nachweise sind wahrscheinlich auf Erhebungslücken zurückzuführen.

Schleswig-Holstein:

Weit verbreitet und in allen Hauptnaturräumen zu beobachten. Verbreitungslücken in Teilen der Marsch und Angel sind mindestens teilweise auf Erfassungsdefizite zurückzuführen.

Von Helgoland wurden Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts Massen-  ankünfte von Millionen von Tieren beschrieben.

Bestand in Schleswig-Holstein

Zurzeit die landesweit am häufigsten zu beobachtende Großlibelle. Die Daten deuten auf eine langfristige Bestandszunahme hin, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Art früher aufgrund ihrer allgemeinen Verbreitung bei Erhebungen meist nicht notiert wurde. Massenschwärme wie sie bis etwa 1930 bei uns im Land regelmäßig zu beobachten waren, treten heute nicht mehr auf. So sind auf Helgoland auch bei geeigneten Wetterlagen nur noch Einflüge weniger Tiere festzustellen.

Biologie

Überwinterung: als Larve

Dauer Larvalentwicklung: ein bis zwei Jahre

Schlupfzeit in SH: Ende April bis Mitte Juni

Flugzeit in SH: ab Ende April, Hauptflugzeit Mai bis Juli, einzelne Tiere noch bis Mitte September

Verhalten:

In der Reifeperiode, die im Mittel etwa zwei Wochen dauert halten sich die Jungtiere in mehr oder weniger offenen Landschaftsbereichen auf, aber auch an Waldrändern und auf Lichtungen auf.

Die Männchen sind am Fortpflanzungsgewässer territorial und nutzen hervorstehende Pflanzenteile am Gewässerrand als Sitzwarten, von denen aus sie ihr Revier verteidigen. Andere Männchen warten im Hintergrund darauf, dass der Revierinhaber sich gerade entfernt hat oder abgelenkt ist, wenn ein Weibchen in sein Territorium kommt. Die Paarung findet im Flug statt und dauert nur einige Sekunden.

Vom Vierfleck sind große Massenwanderungen bekannt, vergleichbar denen der Wanderheuschrecke. So soll der größte über Deutschland dokumentierte Schwarm im Mai 1862 bei Wuppertal Elberfeld schätzungsweise 2,4 Milliarden Tieren umfasst haben. Auch auf Helgoland wurde Ende Mai 1910 das Ankommen einer großen Zahl von Individuen dieser Art registriert. Bei gleichzeitiger  Entwicklung eine hoher Zahl von Tieren, was unter günstigen Bedingungen in Ausgedehnten Flachgewässern der Fall sein kann, können noch heute manchmal dichte Ansammlungen an den Schlafplätzen beobachtet werden.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung wird im Flug vollzogen und dauert nur wenige Sekunden. Nur bei ungünstigen Witterungsbedingungen wie starkem Wind kann es vorkommen, dass sich das Paar kurz absetzt.

Die Weibchen legen im Revier und unter Bewachung des begattenden Männchens die Eier in pflanzenreichen Flachwasserbereichen, indem sie ihr Hinterleibsende in schnellem Rhythmus auf die Wasseroberfläche tippen.

Lebensräume

Imagines:

Nutzen ein breites Spektrum stehender Gewässer von Kleingewässern und Mooorschlenken bis hin zu großen Seen. Die Tiere benötigen dabei ausreichend Vegetation am Ufer, um dort Sitzwarten einzunehmen. Besonders im Mooren werden hohe Individuenzahlen erreicht.

Larven:

Im Flachwasser der Fortpflanzungsgewässer auf dem Boden, zwischen abgestorbene Pflanzenteilen oder innerhalb der Wasserpflanzen.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: ungefährdet

Rote Liste Deutschland 2014: ungefährdet

Gefährdungsursachen: Bei sehr starker Nutzung der Gewässer oder naturferne Ausprägung z.B. durch hohen Fischbesatz oder große Wasservogeldichte wird die Art deutlich zurückgedrängt

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Wiedervernässung von Hochmooren, Gewässerneuanlagen (wobei dort erst reifere Gewässer mit ausreichend Ufervegetation besiedelt werden)

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • CORNELIUS, C. (1863): Ein Libellenzug bei Elberfeld. – Zschr. f. d. ges. Naturwiss. 21: 208-210.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • GÄTHKE, H. (1891): Die Vogelwarte Helgoland. – Braunschweig.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.